Wenn Elternliebe überfordert

„Du bist mein Ein und Alles“ – wenn Liebe zur Last wird

 

Viele Eltern sagen voller Liebe zu ihrem Kind:
„Du bist mein Leben. Du bedeutest Alles für mich.“

 

Es klingt wie die größte Liebeserklärung. Doch für ein Kind bedeutet es eine stille Überforderung.

 

 

Was Kinder in Wahrheit hören und unbewusst spüren

 

Hinter solchen Worten steckt oft unbewusst die Botschaft:

 

  • „Du bist verantwortlich dafür, wie es mir geht.“

  • „Verlass mich nie, sonst bricht meine Welt zusammen.“

 

Das Kind spürt, dass das Glück der Eltern auf seinen Schultern liegt. Tatsächlich halten sich oft Eltern emotional an ihren Kindern fest und das ist eine Last, die kein Kind tragen kann.

 

 

Wenn Eltern ihr eigenes Leben aufgeben

 

Ein Satz hat mich einmal sehr berührt:

 

Du sagst du würdest sterben für dein Kind -----aber würdest du auch für es LEBEN?

 

 

 

Manche Mütter oder Väter stellen alles hinten an – Partnerschaft, Freundschaften, Träume – und leben nur noch für ihr Kind.
Doch genau das nimmt Kindern die Freiheit. Sie fühlen: „Ich darf nicht einfach Kind sein, ich muss dich glücklich machen.“

 

Doch Liebe bedeutet nicht, das eigene Leben aufzugeben. Liebe bedeutet, dem Kind einen sicheren Rahmen zu geben und gleichzeitig ein Vorbild dafür zu sein, wie man selbst im Leben und in Beziehung steht.

 

 

Die Folgen für das Kind

 

  • Eigene Bedürfnisse und Gefühle werden unterdrückt, um die Eltern nicht zu belasten.

  • Grenzen setzen wird mit Schuldgefühlen belegt.

  • Verantwortung für das Wohl anderer wird wichtiger als das eigene Leben. Die Sensibilität für die Bedürfnisse anderer wird hochsensibel

 

Später zeigen sich diese Muster oft in Beziehungen: sich um andere kümmern, aber selbst kaum zur Ruhe kommen. Schuldgefühle für die eigenen Bedürfnisse manchmal in Verbindung mit übermäßiger Rebellion.

 

 

Was Kinder wirklich brauchen

 

Eltern, die ihr Kind lieben – und zugleich ihr eigenes Leben leben und Verantwortung übernehmen nicht nur für die wahren Bedürfnisse der Kinder sondern auch für ihre eigenen.

 

Denn so spüren Kinder:

 

„Ich bin geliebt. Und ich bin frei, meinen eigenen Weg zu gehen.“

 

 

 

Denn nur dann können alle Bedürfnisse des Kindes erfüllt werden:
Liebe (Berührung), Kontakt (Verbindung erleben), Einstimmung (Bedürfnisse werden gesehen,und beantwortet), Vertrauen (Sicherheit, Entspannung), Autonomie (Erkunden, Wünsche, Grenzen„Nein“ sagen dürfen)

 


Liebe bedeutet nicht, alles für das Kind aufzugeben.
Liebe bedeutet, da zu sein – und gleichzeitig ein Vorbild für Lebendigkeit, Freude und Eigenständigkeit zu bleiben.

 

 

 

Abschlussgedanke

 

 

Eltern, die ihre Partnerschaft pflegen und ein eigenes erfülltes Leben leben, sind nicht egoistisch – sie übernehmen Verantwortung für ihr eigenes Wohlbefinden. Wenn sie dabei präsent bleiben, emotional ansprechbar sind und die Bedürfnisse ihres Kindes ernst nehmen, entsteht eine wahrhaft gesunde Beziehung. Kinder lernen so ganz natürlich: „Auch ich darf für mich selbst sorgen und trotzdem in Verbindung bleiben.“

 

Spannend ist, dass gerade Eltern, die sich aufopfern und ihre eigenen Bedürfnisse hinten anstellen, in der Pubertät oft überrascht sind: Ihre Kinder haben kaum Gespür dafür, dass auch Eltern Wünsche, Grenzen und ein eigenes Leben haben. Statt Dankbarkeit entsteht nicht selten das Gegenteil: Kinder nehmen ihre Eltern wie „Dienstleister“ wahr. Der Satz „Wir haben doch alles für dich gemacht…“ hallt dann ins Leere – und hinterlässt bei beiden Seiten Frust.

 

Vielleicht liegt genau hier der Schlüssel: Nicht das Opfersein schafft Nähe und Dankbarkeit, sondern das lebendige Vorbild, wie man liebevoll Verantwortung für sich selbst übernimmt.