Wie sich Wachstum anfühlen kann

 

 

Ich genieße gerade die Ruhe. In letzte Zeit ist es oft so laut in mir.

 

 

 

So viele Stimmen, die alle in eine andere Richtung wollen. Und manchmal höre ich dann die wichtigste nicht, oder erkenne nicht mehr welche die wichtigste ist, die einzige auf die ich hören sollte. Auf die Stimme meiner Seele. Sie ist oft die, die am unaufdringlichsten ist. Aber dieser Hinweis alleine reicht nicht. Zu laut sind die Stimmen der Verletzungen, des Trotz, der Kränkung, allgemein des Egos. Und es tarnt sich oft so gut.

 

 

Alles was recht haben will, erklärt oder tobt ist nicht die Wahrheit. Die liegt dahinter, im stillen, oft verborgen und wenn ich nicht sehr aufpasse, verstummt diese zarte Stimme meiner seelischen Wahrheit in diesem Ansturm. Spätestens wenn ich wiedermal in Tränen aufgelöst da sitze und mich so verletzt fühle, meist von mir selber, oder zumindest von mir zugelassen, weiß ich wieder, dass ich sie überhört habe, mich blenden ließ.

 

 

Auch die Sehnsucht spielt da mit in diesem Spiel der Verwirrung. Ist es die Sehnsucht der Seele, wonach sehnen wir uns im tiefsten Inneren denn wirklich? Oder die Sehnsucht aus alten Geschichten, wo ich auf der Suche bin nach Geborgenheit, Bestätigung, Liebe; aber eben oft auf Irrwegen die mich nur in weitere Verletzungen führen.

 

 

Niemand kann meine alten Wunden heilen, kein Mensch auf der Welt, kein Heiler, nur ich selber mit meinem inneren Heiler.

 

 

Jetzt fällt mir dauernd das Wort Gnade ein. Ich merke einen Widerstand in mir, weil es so eng mit der Kirche verknüpft ist. Aber genau genommen ist es Gnade, Heilung zu erfahren, nämlich die Art von Heilung, die uns wie ein Geschenk zuteil wird, nicht diese Art wo wir jahrelang tagein, tagaus, graben, suchen,arbeiten, atmen,sitzen….. Auch dieser Weg ist gut und hat seine Berechtigung, aber egal wie toll die Herangehensweisen auch sein mögen, sie sind begrenzt. Ich sehne mich nach Heilung in der Tiefe, Transformation , Häutung wie bei einer Schlange deren Haut nicht mehr passt, zu eng ist und deswegen abgelegt wird, nachdem im inneren eine neue gewachsen ist. Dabei zieht sie sich nicht auf bestimmte Zeit zurück, wie zum Beispiel der Schmetterling, wenn er sich verpuppt, sondern ist weiterhin aktiv . Deshalb passt dieses Bild gerade besser zu mir. In mir wächst eine neue Haut, eine neue Grenze und meine alte wirkt noch, obwohl ich spüre, dass sie nicht mehr lang Bestand hat.

 

 

 

Das ist sowohl für mich als auch meine Umgebung eine große Herausforderung, weil mal das eine wirkt und spricht und mal das andere. Und beides ist wahr.

 

Wir alle spüren diese Grenze in uns, die uns zu verstehen gibt „hier ist es aus“, einen Moment glauben wir das, bis wir merken, dass wir darüber hinaus wachsen können, doch nur mit dem „Verlust“ der altbekannten Begrenzung, die uns lange Zeit Schutz geboten hat und irgendwie ein Zuhause war. Wenn wir sie brutal und unvorbereitet runterreissen würden, wir würden es nicht überleben.

 

 

Dieses Wachstum im inneren ist das was das Ausdehnen vorbereitet. Gerade wenn wir fühlen, dass es fast nicht mehr auszuhalten ist stehen wir vor einem entscheidenden Punkt. Das fühle ich für mich gerade.

 

An manchen Tagen hab ich das Gefühl es zerreißt mich innerlich. So sehr ziehen verschiedene Stimmen. Diese Zeit ist entscheidend.

 

 

Wir Menschen müssen zwar auch wachsen, aber anders als die Schlange haben wir eine Entscheidungsmöglichkeit.

 

Wir können auch stehenbleiben, stopp sagen. Entweder um abzubrechen und uns in den gewohnten Bahnen zu bewegen, oder um zu entschleunigen und mal zu verschnaufen und dann weiter zu gehen. Wenn wir allerdings im Alten stecken bleiben und Wachstum, aus Angst vor den Schmerzen oder Angst vor der Veränderung, verweigern, dürfen wir uns nicht wundern wenn das Leben sich irgendwann mal faulig anfühlt. Altes, nicht mehr lebendiges fängt auch in der Natur zu faulen, verwesen, zerfallen an. Dann bleibt oft nur mehr das Festhalten an Äußeren Dingen, Konsum, Schein,….

 

 

 

Ich hab für dieses Leben beschlossen zu wachsen, lebendig zu sein. Also was steht jetzt an diesem Punkt, wo es so herausfordernd ist , für mich an? Was fördert Wachstum? Was behindert, was kommt aus der Angst, was aus alten Verletzungen?

 

 

 

Immer wieder, wenn alles in mir in verschiedene Richtungen zieht, bemühe ich mich in mein Herz, in die Mitte von allem zu atmen, meine Augen zu schließen und mich zu spüren mich selber in Gedanken liebevoll zu umarmen und mir die Aufmerksamkeit zu geben, in mir die Verankerung immer mehr zu finden. Zu spüren, was eben gerade zu spüren ist, die Emotionen zulassen und wieder gehen lassen und weiter gehen, wachsen bis die neue Haut fertig ist und wieder Ruhe einkehrt in mir. Und mein ganzes System wieder im Einklang in eine Richtung zieht, in die des Seelenweges den ich mir für dieses Leben, mit all seinen Herausforderungen, vorgenommen habe.

 

 

 

Voller Dankbarkeit für alle Menschen die mich dabei begleiten

 

13.8.2023